Street Art in Grosseto
Wenn ich in der Maremma bin, halte ich oft in Grosseto zum Mittagessen oder für einen kleinen Einkaufsbummel. Bei meinem letzten Besuch fielen mir viele „Zu vermieten“-Schilder auf, die an leeren Schaufenstern im Stadtzentrum klebten. Sie sind Spätfolgen der Covid-Lockdowns, und hängen auch mit einem Trend zusammen, der sich in Italien nur langsam durchgesetzt hat: Einkaufszentren am Stadtrand.
In Grosseto kämpft ein Künstlerkollektiv auf neue Weise gegen das Sterben des historischen Stadtzentrums. Jedes Frühjahr lädt Collettivo Clan Künstler:innen aus ganz Italien ein, graue Roll- und Garagentore in lebendige Kunstwerke zu verwandeln. Beim letzten Spaziergang durch die Innenstadt kam ich an einem Rolltor mit einem Werk des bekannten Florentiner Graffiti Künstlers ExitEnter vorbei.
Im historischen Stadtzentrum habe ich viele junge, italienische Künstlerinnen entdeckt. Besonders gefallen mir die Werke der in Grosseto geborenen Nora Camarri – in der Kunst Noralismo – gleich um die Ecke der sympathischen Bar Quando basta, die kräftigen Farben der visuellen Aktivistin Yele, die zarten Formen von Flavia Bucci und die verspielten Illustrationen von Costanza Rosi, deren Vorher-Nachher-Bilder auf Instagram zeigen, was für einen Unterschied eine gute Dosis Talent und ein Topf voll Farbe machen können.
Bisher wurden 52 Rolltore in dauerhafte Kunstwerke verwandelt. Und jedes Jahr kommen mehr hinzu. Um die Künstler live in Aktion zu erleben, lohnt sich ein Besuch in der Maremma im späten Frühjahr. Updates zu den Terminen des Trame Street Art Festivals finden sich auf dem Instagram-Konto des Collettivo Clan.
Collettivo Clan organisiert Street Art-Touren auf Italienisch. Man kann die Stadt aber auch auf eigene Faust erkunden – einfach der Trame Street Art Map auf Google Maps folgen. Die unterschiedlichen Themen der Werke – von skurrilen Figuren bis hin zu eleganten, geometrischen Mustern – machen aus dieser Schatzsuche einen unterhaltsamen Zeitvertreib für die ganze Familie.