Osten oder Westen? Eine Strand-Streitfrage
Kürzlich war ich mit italienischen Freunden in der Maremma, wir gingen etwas trinken. Unsere Gespräche drehten sich um Urlaub am Meer, als unsere liebe Simonetta folgende Frage stellte:
„Welche, glaubt ihr, sind die besten Strände der italienischen Halbinsel?
– Oh, das ist die 64.000 – Dollar-Frage!“ kam die Antwort.
Und unser hochgebildeter Freund Giancarlo konterte gleich mit einer Gegenfrage: „Wisst Ihr eigentlich, wie lang die Italienische Küste ist? Inklusive Inseln?“
Ich wusste es: 7.600 km Küste. Zufällig hatte ich es ein paar Tage vorher in einer Zeitung gelesen. Und nun sollten wir aus tausenden Kilometern den idealen Strand heraussuchen!
Wir waren uns einig, dass Strände Sardiniens und einiger sizilianischer Inseln sicher das Rennen machen würden – aber wir hatten uns ja auf das Festland geeinigt. Um unnützen Streit zu vermeiden.
Trotzdem war binnen kurzem unsere Gruppe gespalten. Die einen schworen auf die adriatische Küste, die anderen outeten sich als erklärte Fans des tyrrhenischen Meeres. Nun müssen wir nur noch schauen, ob Sie sich erinnern: Welches Meer liegt westlich des Stiefels? Und welches östlich?
Die Verfechter der Adria, die sich gen Orient erstreckt, argumentierten mit den besseren Meeresfrüchten. Außerdem bietet sich Frühaufstehern, die bei Tagesanbruch an die leeren Strände eilen, an der Adria ein spektakulärer Sonnenaufgang.
Das mag schon sein, meinte ich. Aber was ist das gegen ein stimmungsvolles Picknick mit Blick auf den Sonnenuntergang, nach einem belebenden Bad in den Wellen des Mare Nostrum? Dazu muss man sich natürlich auf die anderes Seite des Stiefels begeben, zum tyrrhenischen Meer.
Mein Bild vom Sonnenuntergangs-Picknick traf den Nagel auf den Kopf, die Waagschale der Meinungen neigte sich nun gen westlicher Küste. Denn was kann da ernstlich mithalten, mit der Atmosphäre eines abendlichen Strandes, wenn die Sonne nach einem heißen Sommertag in die Laken ihres ozeanischen Bettes schlüpft?
Die Freunde mussten mir schweigend beipflichten. Nur unsere liebe Simonetta hielt die Diskussion noch nicht für beendet: „Aber auf der östlichen Seite liegt Venedig….“.
Ok, werfen wir eine Münze. Bei Kopf gehen wir nach Osten, bei Zahl nach Westen.