Die Sterne von Bolgheri
Einen neuen Wein zu entdecken ist denkwürdiger als ein neues Sternbild zu entdecken. Das Universum enthält eh viel zu viele Sterne. Benjamin Franklin.
Ich habe nie ein neues Sternbild entdeckt, so dass ich diese beiden Vergnügen nicht miteinander vergleichen kann. Aber wenn ich einen großartigen Wein entdecke, ist das schon ein denkwürdiger Moment.
Die Weine von Bolgheri lernte ich schon vor Jahren kennen, als sie noch nicht die berühmten Stars am internationalen Weinhimmel waren. Neulich hatte ich das Vergnügen, erneut ihre Bekanntschaft zu machen.
Die Weine von Bolgheri stammen alle aus der Gegend rund um das gleichnamige Dörflein, mitten in der Maremma. 1994 verlieh man ihnen das Prädikat AOC und seither trifft man sie Seite an Seite mit den größten Bordeaux-Weinen auf internationalen Auktionen.
Meine Familie und ich spazierten also kürzlich durch das malerische Bolgheri, als wir am Castello di Bolgheri vorbeikamen. Ein prachtvolles Renaissance-Schloss, das für seine Weine berühmt ist. Vor dem Eingang hing zufällig Schild: Führungen durch die Weinkeller. Kurz entschlossen meldeten wir uns für den folgenden Tag an.
Wir hatten Glück, unsere Führerin war Stéphanie Heinz, eine Französische Wein-Expertin. Stéphanies Vater besitzt ein Weingut im Bordeaux, ihr Mann ist Chef-Önologe im renommierten Weingut Ornellaia, das ebenfalls hier in Bolgheri zu Hause ist, und sie spricht – neben Französisch – fließend Englisch, Italienisch und auch noch ausreichend Deutsch.
Die Geschichte der Weine von Bolgheri begann etwa 1940, als Graf Incisa, ein inspirierender Charakter, begann, eine Französische Sorte, den Cabernet, zu importieren. Er kopierte die französischen Methoden, zum Beispiel die Reben klein und bodennah zu halten. Zu dieser Zeit bauten die Nachbarn ringsherum nur einfache Tischweine für den sofortigen Eigenverbrauch. Der Graf erschien ihnen überambitioniert und waghalsig. Doch mit der Zeit ging der Plan auf und ihm gelang der Sassicaia, der schnell zum bedeutendsten Rotwei Italiens wurde. Mehr als das: er wurde zum Trendsetter und spätestens seit den 70er Jahren veränderte er völlig die traditionelle italienische Weinlandschaft.
Die Tour durch die Keller dauerte etwa eine Stunde und wurde gekrönt von einer Weinverkostung der besten Tröpfchen des Kellers. Ein herrlicher Tag. Ich denke, Benjamin Franklin wäre auf Wolke 7 geschwebt.
Cin cin,