Venedigs kleiner Palast der Kunst
Der Luxus, Italien zu lieben… so endet die Italian Hour von Henry James, eine Sammlung von Essays, die er vor mehr als einem Jahrhundert über seine Reisen im bel paese verfasst hatte. Ich habe es kürzlich mit großem Interesse gelesen.
Ich war gerade von einem Besuch der Scuola di San Giorgio degli Schiavoni zurückgekommen, einer mit prächtigen Fresken geschmückten Kirche in Venedig, als ich Tags darauf bei Henry James über diese Zeilen stolperte: „Der Ort ist klein und unbehaglich, die Bilder sind außer Sichtweite und schlecht beleuchtet, der Wärter ist habgierig, die Besucher sind unausstehlich, doch die schäbige kleine Kirche ist ein Palast der Kunst.“
Beim Lesen musste ich schmunzeln. Hin und wieder hatte ich schon in Italien gierige und schlecht gelaunte Aufseher getroffen. Doch zum Glück haben sie sich seit Henry James gebessert. Und es stimmt: Die Beleuchtung in San Giorgio degli Schiavoni ist nicht wirklich ideal. Doch die meisten Kunstwerke wurden umfangreiche restauriert, und bei jedem meiner Besuche habe ich die Atempause genossen, die einem überfüllte Plätze wie San Marco nicht bieten können.
In der Kirche befindet sich ein Fresken-Zyklus von Vittorio Carpaccio, einem venezianischen Maler, von dem ich erst erfuhr, als ich unsere Apartments im
Palazzo Ca’nova renovierte. Carpaccio schuf den Zyklus um 1500, er zeigt Szenen aus dem Leben des hl. Georg, des hl. Hieronymus und des hl. Tryphon, den himmlischen Beschützern Dalmatiens. Denn aus dieser Region kamen die Mitglieder der Scoula. Im venezianischen Dialekt bedeutet scuola Bruderschaft, und Schiavoni war die alte italienische Bezeichnung für Slaven, für die Immigranten aus Dalmatien, von der anderen Seite der Adria.
Erinnern Sie sich an unseren Post über die venezianischen bacari ?
Nachdem Sie die Kirche besucht haben, sollten Sie über den Kanal gehen, zu einem kleinen Platz, da finden Sie eine nette Bar. Dort können Sie ihren Gaumen erfreuen, mit un’ombra e do’ cichetti, per favore , und die Einheimischen beobachten, die ihren Geschäften nachgehen. Die Gondeln gleiten ohne Eile vorbei…
Mehr Informationen über die Bruderschaften der Serenissima und ihre Kunstschätze finden Sie in der vorzüglichen Website churches of venice.
Bleiben Sie dran!