Ein Hotel, das man nicht vergisst… Der Palazzo Guadagni in Florenz
Zimmer mit Aussicht… dorthin möchte ich Sie diese Woche entführen. Von dieser Aussicht, von diesem Zimmer habe ich jahrelang geträumt. Und schlussendlich habe ich es tatsächlich gefunden.
Als ich vor Jahren, mit 18 nach Florenz kam, unterrichtete einer meiner Verehrer – tatsächlich, damals hatte ich mehrere davon – an einer Sprachschule. Sie war besonders schön gelegen, nämlich genau an der Piazza Santo Spirito, einem der prachtvollsten Plätze der Altstadt.
Die Schule war in einem Renaissance-Palazzo untergebracht, einem beeindruckenden Gebäude mit einer eleganten Loggia im obersten Stock. In diesem Stockwerk war die Pensione Sorelle Bandini untergebracht, das gemütlichste kleine Hotel, das man sich nur vorstellen kann.
Sofort fühlte ich mich in eine andere Szenerie versetzt, in das „Zimmer mit Aussicht“, dem wunderbaren Roma von E.M. Foster, welcher 1985 von James Ivorys verfilmt wurde.
Immer, wenn ich meinen Freund nach dem Unterricht an der Pforte des Palazzo abholte, blickte ich nach oben, zur Pensione, und Nostalghia erfasste mich. Sehnsucht nach einer bestimmten Epoche, die mich aus rätselhaften Gründen schon immer fasziniert hatte. So malte ich mir aus, wie ich um 1900 herum oben in dieser Loggia saß, umgeben vom Geschnatter und Gelächter meiner exzentrischen Freunde.
Aber leider wohnte ich damals nie in der Pensione. Ihre genauere Bekanntschaft machte ich erst vor ein paar Wochen.
Wie Sie sich vorstellen könnten, betrat ich „mein Zimmer“ beim allerersten Mal mit einigem Herzklopfen. Es schien das bescheidenste Zimmer von allen zu sein, ich hatte bedauerlicherweise sehr spät gebucht, aber es gefiel mir auf den ersten Blick.
Es war ordentlich und sehr geräumig, war erst kürzlich in zarten Violett-Tönen ausgemalt worden und das Mobiliar bestand aus exquisiten Antiquitäten. Ein riesiges Bett, eine alte Kommode, ein Tisch und ein paar Stühle.
Das Badezimmer war ebenfalls kürzlich renoviert worden, im original italienischen Stil natürlich, mit den typischen, farbenprächtig bemalten Kacheln. Sogar die Badewanne, welch Überraschung, war aus gutem, alten Emaille und nicht aus Fiberglas.
Als ich endlich zum Fenster trat und es öffnete, war sie plötzlich da: Meine Aussicht! Die Aussicht meiner Jugendträume: Ein atemberaubender, faszinierender Blick über den Palazzo Pitti und über die zeitlose Grazie florentinischer Schönheit.
Am nächsten Tag weckten mich die Glocken von Stanto Spirito um halb 9 auf, da schaute schon der Sonnengott zum Fenster herein, begleitet von herzerfrischendem Vogelgezwitscher. Kurze Zeit später genoss ich mein Frühstück auf der legendären Loggia. Diesmal schaute ich nicht nach oben, sondern nach unten, denn da war das muntere Treiben des Marktes. Ich war selig.
Heute heißt die ehemalige Pensione Hotel Palazzo Guadagni. Es wurde liebevoll und hochwertig renoviert , ohne auch nur ein Fünkchen seines alten Charmes und seiner Originalität zu verlieren. Besuchen Sie doch einmal die Website: www.palazzoguadagni.com.
Sollten Sie einmal dort übernachten, lassen Sie es mich wissen.